Alles Bio oder wie?! Bio-Baumwolle läuft konventioneller Baumwolle aktuell den Rang ab. Sowohl nachhaltige Mode Marken, als auch Fast Fashion Hersteller setzen inzwischen immer mehr auf Bio-Baumwolle oder verwenden recycelte Baumwolle in ihren Produkten.
Doch wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen den verschiedenen Baumwollarten und was bedeutet Bio in diesem Zusammenhang? Ist recycelte Baumwolle das absolute Ultimum? Wir klären die wichtigsten Fragen und geben dir Tipps worauf du achten solltest, wenn du nachhaltigere Mode tragen möchtest
Baumwolle ist eine reine Naturfaser, die aus dem Baumwollstrauch gewonnen wird. Für die Produktion werden ausschließlich die langen Samenhaare der Früchte genutzt. Der Anbau findet hauptsächlich in tropischen und subtropischen Gegenden statt.
Nach dem Pflücken werden die Samenhaare von den Früchten getrennt, gewaschen, gekämmt und in Ballen gepresst. In einer Spinnerei werden diese dann weiterverarbeitet zu Garn in unterschiedlichen Dicken bzw. Qualitäten. Das Garn kann nun dazu verwendet werden um alle möglichen Stoffartikel herzustellen, wie z.B. Kleidung, Bettwäsche etc.
Konventionelle Baumwolle hat einige Nachteile. Für den Anbau werden große Mengen an Wasser verbraucht. Laut der Naturschutzorganisation WWF sind für 1 kg Baumwolle rund 11.000 Liter Süßwasser nötig. Dadurch leiden die Böden, versalzen, trocknen aus, weil der Grundwasserspiegel immer weiter sinkt. Damit die weltweite Nachfrage nach der Naturfaser gedeckt werden kann, werden entweder viele Pestizide eingesetzt oder gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. In beiden Fällen hat dies jedoch negative Folgen auf Umwelt und Mensch.
Ein weiterer Nachteil des konventionellen Baumwollanbaus sind die Arbeitsbedingungen für die Bauern und Baumwollarbeiter. Sie erhalten häufig keinen fairen Lohn, es herrscht Kinder- und Akkordarbeit.
Neben allen Nachteilen, hat Baumwolle jedoch viele Vorteile, deshalb ist sie so beliebt. Sie ist sehr wiederstandsfähig gegen chemische Stoffe und mechanische Einflüsse. Daneben gilt Baumwolle als besonders hautfreundlich und sie ist einfach zu reinigen. Ihre Hitzebeständigkeit, Reiß- und Saugfähigkeit auch im nassen Zustand und die Tatsache, dass sie atmungsaktiv ist, machen Baumwolle zu einem der meistgenutzten Naturfasern in der Textilindustrie weltweit. Diese Vorteile treffen übrigens auch auf Bio-Baumwolle zu.
Bio-Baumwolle wird vom Prinzip genauso angebaut wie konventionelle Baumwolle. Die Unterschiede gibt es hauptsächlich in der Anpflanzung und Pflege der Sträucher. So werden für Bio-Baumwolle ausschließlich nicht-genmanipulierte Pflanzen und Samen genutzt. Chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel dürfen nicht eingesetzt werden. Bio-Baumwolle braucht weniger Wasser um zu wachsen. Das liegt vor allem am Einsatz von Naturdünger. Dadurch kann sich eine dickere Humusschicht bilden, die Wasser besser speichert und es nach und nach an die Pflanze abgibt.
Konventionelle Baumwolle | Bio Baumwolle |
Genmanipulierte Sträucher | Fruchtfolge wird beachtet |
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln & Insektenvernichtungsmitteln | Für Unkraut- & Schädlingsbekämpfung werden Hilfspflanzen und Insekten verwendet |
Zusätzliche Düngung mit Chemie | Düngung nur organisch |
Maschinelle Ernte, dadurch können auch überreife oder unreife Samenkapseln geerntet werden | Pflücken von Hand sichert die Qualität der reifen Samenkapseln |
Hoher Wasserverbrauch | Wasserverbrauch wird natürlich gesenkt |
Die Punkte für die konventionelle Baumwolle können, müssen aber nicht immer zutreffen.
Neben des Anbaus von Baumwolle, macht es Sinn auch auf die Weiterverarbeitung zu achten. Denn der Anbau alleine sagt nichts über die Herstellung des Shirts oder der Jeans aus.
Färben, Bleichen und die weitere Verarbeitung des Stoffes können später noch immer völlig un-bio und auch unethisch sein.
Es ist nicht immer einfach, zu wissen, welche Siegel wirklich für eine ethische und biologische Herstellung von Kleidungsstücken steht.
Mit der nachfolgenden Auflistung möchten wir einen Überblick über die wichtigsten Textil-Siegel geben.
Beim Kauf von Produkten mit dem GOTS-Siegel liegst du immer richtig. Dieses Siegel erhalten nur Produkte, die von der Gewinnung bis hin zur Produktion alles richtig machen. Kleidung mit dem Siegel müssen zu mindestens 70% aus zertifizierten Bio-Fasern bestehen, Produkte, die das Gütezeichen "Bio" tragen, müssen zu mindestens 95% aus zertifizierten Bio-Fasern bestehen.
Dieses weniger bekannte Siegel stellt klar, dass zertifizierte Produkte zu 100% aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) bzw. kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) stammen müssen. Die Verwendung von chemischen Mitteln und eventuelle Rückstände in den Produkten ist streng reglementiert. Für die Herstellung darf keine Kinderarbeit eingesetzt werden, auch muss das Recht auf Tarifverhandlungen gelten und Löhne müssen gerecht sein.
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Bei diesem Siegel wird ebenfalls auf eine natürliche Herstellung geachtet. So müssen mindestens 90% der Fasern aus zertifizierten Fabriken stammen. Bei diesem Siegel stehen sowohl Natur und Umwelt als auch der Mensch als Arbeiter und Käufer im Mittelpunkt.
Bei diesem Siegel handelt es sich um reine Baumwolle, die in Afrika produziert wurde. In erster Linie geht es bei diesem Siegel um einen respektvollen Umgang mit Natur und Mensch. Es handelt sich nicht um ökologische Baumwolle und es dürfen auch Pestizide eingesetzt werden, wobei die Herstellung Kleinbauern vorenthalten ist und diese auch spezifisch angelernt werden, wie sie umweltfreundlicher handeln können und wie der richtige Umgang mit den Chemikalien ist. Kinderarbeit und Zwangsarbeit ist verboten – aber das Siegel sagt schlussendlich nur etwas über die Gewinnung der Baumwolle aus, nicht über die weitere Herstellung des Produkts.
Hier werden rein die Arbeitsbedingungen betrachtet, sodass zum Beispiel keine Kinderarbeit oder Zwangsarbeit erlaubt sind, gerechte Löhne bezahlt werden müssen oder auch die Arbeitsbedingungen fair sein müssen.
Ähnlich wie das FWF-Siegel liegt hier auch der Standard vor allem bei den Arbeitsbedingungen. Wobei die Produkte auch bei diesem Siegel umweltschonend angebaut, die natürlichen Ressourcen geschützt werden müssen, keine Pestizide oder gentechnisch verändertes Saatgut verwendet werden darf.
Bei diesem Label handelt sich um Produkte, die nur zertifizierte Bio-Materialien enthalten. Die ökologische Identität des Produkts bleibt vom Bauernhof bis zum Endprodukt erhalten und jede Stufe der Lieferkette wird von einer unabhängigen Drittpartei geprüft.
Die Standards entsprechen in etwa denen der GOTS-Zertifizierung.
Von Öko-Tex gibt es mittlerweile verschiedenen Siegel, darunter Öko Tex 100 und Öko Tex Made in Green.
Bei STANDARD 100 by OEKO-TEX® sind alle Materialien auf Schadstoffe geprüft worden. Es gibt zudem verschiedene Produktklassen wie Produktklasse 1 für Baby-Produkte oder Produktklasse 4 für Ausstattungsmaterialien wie Tischdecken oder Vorhänge.
Bei MADE IN GREEN by OEKO-TEX® handelt es sich um ein Siegel für Produkte, die an sicheren und sozialverträglichen Arbeitsplätzen und in umweltfreundlichen Betrieben hergestellt wurden. Die Textilien sind aus schadstoffgeprüften Materialien hergestellt.
Recycelte Baumwolle wird in der Regel aus Textilresten oder Altkleidung hergestellt. Dafür werden die Stoffe zuerst geschreddert, um sie dann zu Garn spinnen zu können. Im nächsten Schritt wird dem recycelten Material meist ein neuer Stoff zugefügt, z.B. Polyester oder Baumwolle. Durch das daraus entstehende Mischgewebe erhöht sich die Qualität des Endprodukts. Oft handelt es sich hier um ein Kleidungsstück. Durch die Verwendung von recycelter Baumwolle, können Ressourcen eingespart werden und es entsteht weniger Müll.
Wer bewusst und nachhaltig einkaufen möchte, der greift am besten zu Produkten aus 100% (zertifizierter) Bio-Baumwolle. Recycelte Baumwolle ist zwar ebenfalls keine schlechte Wahl, sie ist durch die Mischung mit anderen Fasern unter dem Strich aber weniger nachhaltig. Auf konventionelle Bio-Baumwolle solltest du wenn möglich verzichten, da sie im Vergleich zu den beiden anderen Baumwollarten schlechter abschneidet.
Nein! Konventionelle Baumwolle wird mit Chemie behandelt, Bio-Baumwolle benötigt ebenfalls sehr viel Wasser (wenn auch weniger als konventionelle) und recycelte Baumwolle benötigt einen hohen Energieverbrauch für den Recyclingprozess.
Das kommt darauf an. Bio-Baumwolle und recycelte Baumwolle sind nachhaltiger als konventionelle Baumwolle. Sicher sein, kannst du nur, wenn es sich um zertifizierte Produkte handelt, die mit einem unabhängigen Siegel gekennzeichnet sind. Diese geben dir Anhaltspunkte unter welchen Produktionsbedingungen die Baumwolle bzw. Das Kleidungsstück hergestellt wurde.
Ja. Baumwolle, wie auch andere Materialien in der Bekleidungsindustrie sind recycelbar. Dafür werden die Produkte zerkleinert und wieder neu zusammengesetzt. Dieser Prozess ist aber mit einem hohen Energieaufwand verbunden.
Wenn du Wert auf nachhaltige Materialien und gute Arbeitsbedingungen, sowie auf nachhaltige Endprodukte legst, solltest du zu GOTS-zertifizierten Produkten greifen.