Mal eben mit dem Auto an die französische Küste düsen, den Flug nach Mallorca, oder eine Kreuzfahrt durch das Mittelmeer buchen - das ist heutzutage schnell und oftmals preisgünstig möglich. Und mal ehrlich, wer ist aktuell nicht urlaubsreif und hat Fernweh nach neuen Eindrücken und der Entspannung, die einem nur der verdiente Sommerurlaub liefern kann?
Die Vorfreude wird jedoch schnell getrübt, wenn man sich anschaut, wie schädlich der Tourismus für die Umwelt ist. Laut einer Studie des Umweltbundesamt, kommt es in nahezu allen Bereichen des Tourismus zu negativen Auswirkungen für die Umwelt. Vor allen Dingen bei der An- und Abreise, der Unterkunft, und den Freizeitaktivitäten, spielt unser Verhalten eine entscheidende Rolle.
An-/Abreise | Beherbergung | Gastronomie | Freizeitaktivitäten | Reisevor- und nachbereitung | |
Primärenergieverbrauch | +++ | ++ | + | + | |
Treibhauseffekt | +++ | ++ | + | + | |
Biodiversität | + | + | + | +++ | |
Flächenverbrauch | ++ | +++ | + | + | |
Abfallaufkommen | ++ | ++ | + | ||
Wasserverbrauch | ++ | + | + | ||
Gewässerbelastung | ++ | + |
Umweltauswirkungen touristischer Aktivitäten
Eine Tabelle, die die Schwere der Umweltauswirkungen verschiedener, touristischer Aktivitäten darstellt.
Quelle: Umweltbundesamt, UBA-Berichte 4/02
Das Positive: Wir haben alle die Wahl zu entscheiden, wie und wo wir uns erholen möchten und können damit unseren Beitrag zum Umweltschutz leisten. Nachhaltiger Tourismus, auch sanfter Tourismus genannt, gewinnt zunehmend an Fans. Es ist nicht kompliziert und hat auch nichts mit Verzicht zu tun.
Beim sanften Tourismus geht es um drei wesentliche Aspekte:
Wer einmal im Jahr einen drei- oder vierwöchigen Urlaub macht anstatt mehrere kurze, der schont damit die Umwelt. Wer gerne in weit entfernte Gebiete reist, sollte die Häufigkeit der Tripps eingrenzen. Dadurch werden Ressourcen eingespart und Emissionen vermieden. Ein weiteres Plus: Viele Menschen entspannen erst ab der zweiten Woche Urlaub.
Strand, Meer, Berge, Seen, außergewöhnliche Landschaften - Deutschland an sich hat eine Menge zu bieten. Da muss man nicht lange suchen. Ob zum Wandern nach Tirol, zum Badeurlaub an die Nord- oder Ostsee, oder zum Camping an einen der rund 300 Badeseen in Deutschland - für jeden Geschmack und Urlaubstyp ist etwas dabei. Mit dem Urlaub im eigenen Land schont ihr nicht nur die Umwelt, sondern unterstützt gleichzeitig die lokale Tourismusbranche. Wen es doch ins Ausland zieht, der sollte Gegenden bevorzugen, die möglichst ökologisch und naturbelassen sind. Und wer sich noch unsicher ist, der kann sich auf dem Blog des Magazins Funkloch, oder bei Reisezeilen inspirieren lassen.
Von allen Transportmitteln, schneidet der Bus in punkto Klimafreundlichkeit am besten ab. Er stößt 29 g CO2-Emissionen pro Kilometer aus. Zum Vergleich: bei einem Flugzeug sind es 230 g CO2. Im Nah- und Fernverkehr, ist die Bahn ebenfalls klimafreundlich. Der Pkw hingegen, schlägt mit 157 g CO2-Emissionen zu Buche. Das wird in dieser Tabelle mit Daten des Umweltbundesamt besonders deutlich:
Verkehrsmittel | Emissionen je Personenkilometer |
Fernbus | 29 g CO2 |
Zug Fernverkehr | 32 g CO2 |
Zug Nahverkehr | 57 g CO2 |
Auto (1,5 Personen) | 147 g CO2 |
Flugzeug | 230 g CO2 |
Der Überblick zeigt die Emmissionswerte pro Verkehrsmittel bei durchschnittlicher Auslastung.
Quelle: Mein Klimaschutz.de / Umweltbundesamt
Also überall hin mit dem Bus oder der Bahn? Nicht unbedingt. Als Faustregel gilt: Bis zu Entfernungen von 800 Kilometern lohnt es sich Bus oder Bahn zu nehmen. Gleichzeitig kommt man damit super entspannt an sein Ziel, weil man nicht selber hinter dem Steuer sitzen muss, und sich Warteschlangen beim Einchecken und der Sicherheitskontrolle erspart. Sobald das Reiseziel mehr als 1.000 Kilometer entfernt liegt, ist das Flugzeug die bessere Wahl. Als Kompensation für den CO2-Ausstoß, kann man Ausgleichszahlungen an Anbieter wie Atmosfair, Myclimate, oder Klimakollekte leisten. Diese Agenturen investieren das Geld in Aufforstungs- und Klimaprojekte.
Am Urlaubsort hat man meistens die Qual der Wahl was die Unterkunft angeht. Doch auch hier lässt sich nachhaltig handeln. Wer das kleine, inhabergeführte Hotel oder die Pension wählt, unterstützt damit direkt die Einheimischen vor Ort und sorgt dafür, dass das Geld in der Region bleibt. Bei großen Hotelketten sieht das oft anders aus. Auf Komfort und Luxus muss man in kleinen Hotels in aller Regel nicht verzichten. Im Gegenteil, denn meist stecken die Inhaber extra viel Mühe in ihre Betriebe. Außerdem haben sie oft die besten Geheimtipps für die Ausflüge in der Region.
Es gibt auch extra Reiseportale, die Bio-Hotels und nachhaltige Unterkünfte aufführen. Bei Bio-Hotels findest du europaweit 80 Betriebe, die unter anderem auf Bio-Qualität bei den Lebensmitteln achten. Auch bei bookitgreen findest du eine große Auswahl an Hotels, die hier sogar nach ihrer Nachhaltigkeit bewertet werden. Good Travel listet nachhaltige, authentische und inspirierende Unterkünfte aller Art. Auch der Verein zur Förderung von nachhaltigem Tourismus, Viabono bietet Hotels und Reiseangebote für Menschen die umwelt- und klimaschonend Reisen möchten.
Wer sich für Camping entscheidet, der kann ebenfalls bei der Wahl des Campingplatzes auf Nachhaltigkeit achten. Manche Plätze nutzen Solarenergie oder haben eigene Gemüsegärten. Eine gute Infoquelle für nachhaltige Campingplätze in Deutschland ist der Anbieter Ecocamping.
Wer nachhaltig reisen möchte, kann auch bei der Verpflegung die Umwelt schonen. Mit dem Kauf regionaler Produkte und Nahrungsmittel unterstützt man die Menschen und die Wirtschaft vor Ort. So kann man die lokale Küche in den Cafes und Restaurants besser erkunden, als am Massenbuffet im Hotel. Gleichzeitig sorgt man dafür, dass weniger Essen entsorgt wird, denn die Reste vom Hotelbuffet landen häufig im Müll. Und das Souvenir vom einheimischen Handwerker, ist einmaliger (und meist schöner), als die Massenware made in China aus dem Souvenirshop.
Bei den Aktivitäten und Ausflügen am Urlaubsort kann man ebenfalls eine nachhaltige Entscheidung treffen. Das fängt bei dem Transportmittel an. Wer auf das Fahrrad steigt oder öffentliche Verkehrsmittel nutzt, handelt umweltfreundlich und lernt Land und Leute wesentlich besser kennen als mit anderen Verkehrsmitteln. Zu Fuß ist man bei kurzen Entfernungen immer noch am besten unterwegs. Dabei lassen sich auch mehr Eindrücke und Entdeckungen machen. Wandern erfreut sich aktuell großer Beliebtheit und ist die nachhaltigste aller Urlaubsaktivitäten. Ob in Deutschland oder im Ausland, in Eigenregie oder als geführte Tour - die Angebote und Möglichkeiten sind vielfältig und kostengünstig.
Wer gerne auf dem Wasser unterwegs ist, sollte unmotorisierte Gefährte bevorzugen. Wind Segeln, Surfen, Kanufahren, oder Schnorcheln erzeugen keinen CO2-Ausstoß und greifen nicht aggressiv in die Natur ein. Wer die Gegend auf dem Rücken eines Tieres erkunden möchte, der sollte sich vorab genau über die Haltung und Pflege der Tiere erkundigen. Pferde, Kamele, Esel & Co. werden leider häufig schlecht gehalten und aus Profitgründen zur Arbeit in Hitze gezwungen. Dann sollte man auf den Ritt oder die Kutschfahrt besser verzichten.
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die den großen Unterschied machen. Wer im Urlaub plötzlich anfängt doppelt so lange zu duschen, jeden Tag das Handtuch wechselt, sich mehr bestellt als er essen kann, und sich dreimal am Tag ein frisches Hemd anzieht, der tut der Umwelt damit keinen Gefallen. Ressourcen schonendes Verhalten, Müllvermeidung, und Rücksicht auf Mensch, Natur und Tiere, sollten im Urlaub nicht vergessen werden.
In Deutschland sind Klimaanlagen in Wohnhäusern eine Seltenheit. Warum also im Ausland plötzlich nicht ohne leben können? In der Regel sind sie ohnehin Bakterienschleudern und sorgen dafür, dass unser Körper sich ständig auf Temperaturschwankungen einzustellen versucht. Da ist die Erkältung vorprogrammiert. Daneben sind sie natürlich auch immense Stromfresser, die der Umwelt nicht gerade gut tun. Deshalb: lieber morgens und abends richtig kräftig durchlüften und tagsüber die Vorhänge zuziehen oder Rolladen runtermachen. Dann lässt es sich auch in warmen Gegenden prima ohne Klimaanlage auskommen.
Der sanfte Tourismus beinhaltet neben der Umwelt, auch die Kultur der jeweiligen Region. So ist es leider in vielen Urlaubsorten üblich, dass das Servicepersonal nur den dortigen Mindestlohn erhält, was natürlich zum Leben kaum reicht. Deshalb ist es absolut angebracht, ein großzügiges Trinkgeld zu geben (15-20%), sofern man mit dem Service zufrieden war.
Wer sich bereits vor Beginn seiner Reise mit den Planungen beschäftigt, spart nicht nur Nerven und Zeit, sondern kann auch klügere Entscheidungen treffen was die Nachhaltigkeit betrifft. Im Internet findet man eine Fülle von Seiten und Anbietern, die einen guten ersten Anhaltspunkt bieten. Das Non-Profit Reiseportal fairunterwegs gibt Tipps, Verhaltensvorschläge und Infos zum nachhaltigen Reisen. Bei dem Reisemagazin Wir sind anderswo kannst du dir ebenfalls Ideen und Tipps für deinen nächsten Öko-Urlaub holen.
Am Ende ist es gar nicht so kompliziert auch beim Reisen auf mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu achten. Einen Unterschied zum konventionellen Reisen oder gar Massentourismus, stellt der sanfte Tourismus in jedem Fall dar. Und Fakt ist nun mal, dass wir die Wahl haben. Also warum dann nicht die Sanftere wählen…
Anmerkung zur aktuellen Corona-Pandemie:
Reisen war selten so eine Herausforderung wie innerhalb der aktuellen Corona-Pandemie. Ist da an Sommerurlaub überhaupt zu denken? Wir denken ja, denn mit ein wenig Planung, klappt der Urlaub trotz Corona doch noch. Wichtig ist, vorab als erstes zu checken welche Länder zu den aktuellen Risikogebieten zählen. Das sollte man übrigens auch tun, wenn nicht gerade Corona ist. Auf der Webseite des Auswärtigen Amt findet man zuverlässige Informationen zu Reisen in Risikogebiete, Reisewarnungen und Sicherheitshinweise. Auf der offiziellen Seite der Bundesregierung findet man Informationen zum Reisen im Inland und etwaigen Einschränkungen.